Südwest-Presse
Ausgabe vom 29.08.2001
TRANSAFRIKA
Zu Gast bei Rebellen
im Südsudan
Eineinhalb Jahre lang ein Jeep als Zuhause
Eineinhalb Jahre
im Jeep
durch Afrika
Eine Kamera und zwei Wagemutige
Doppelt durch Afrika
Mit Pygmäen auf die Jagd
Globetrotter bald wieder da
Der lange Weg zurück
Ulmer am Südkap
Bei den Elefanten im Tschad
Einmal Südkap
und zurück

GLOBETROTTER
Kraft aus der Einsamkeit der Wüste

ABENTEUER / Zwei Ulmer wollen Afrika durchqueren

Einmal Südkap und zurück

Es wird kein kurzer Trip. Sabine Fratzke und Bernd Spaeth, beide 14, starten am Freitag in Richtung Afrika. 19 Monate wollen sie mit ihrem Toyota Landcruiser durch den Kontinent rollen. Durch die Wüsten im Norden, den Tropengürtel bis nach Südafrika und wieder zurück.

JÜRGEN BUCHTA

60 000 bis 80 000 Kilometer wollen sie in 19 Monaten zurücklegen: Sabine Fratzke und Bernd Spaeth. FOTO: MARIA MÜSSIG
Jahrelang hat der Kunststoff-Ingenieur Bernd Spaeth seiner Freundin Sabine Fratzke, die Radio Free FM auf die Beine gestellt hat, von einer Fahrt durch Afrika vorgeschwärmt. Bis ihr das zu bunt wurde: "Entweder machst Du es jetzt", antwortete sie ihm. "Oder Du redest nie wieder davon."

Die Beiden haben sich für die erste Variante entschieden. Sabine Fratze hat ihren Beruf erst mal an den Nagel gehängt, Spaeth hat sich beurlauben lassen. Die vergangenen Wochen waren sie von morgens bis abends beschäftigt, Spaeths 13 Jahre alten Landcruiser, der bereits 230 000 Kilometer auf den Achsen hat, für die knapp zweijährige Tour herzurichten.

Sie setzten Solarzellen aufs Dach, um Strom für den Kühlschrank und das Laptop zu zapfen. Sie schweißten neue Bodenbleche ein und montierten 40 Liter (Zusatz-)Tank für Trinkwasser, testeten Motor und Getriebe und das Satelliten gestützte Navigationssystem.

Spaeth hat den von 90 PS getriebenen Geländewagen zwar schon mehrmals für Wüstenfahrten in Libyen und Algerien genutzt. Doch diesmal soll es viel weiter gehen. Über Tunesien, Algerien, Niger und den Tschad nach Zentralafrika, vor kurzem hieß des Land noch Zaire Von dort Richtung Uganda, dann, durch die Länder an der Ostküste entlang nach Südafrika.

"Es gibt eben so gewissen Sachen, die jeder mal tun will", versucht Spaeth seine Afrika-Passion zu erklären. "Den einen zieht es aufs Oktoberfest, der andere klettert auf Matterhorn. Für mich ist es das Größte, diesen Kontinent zu durchqueren." - "Mich fasziniert die Unberechenbarkeit", erzählt Sabine Fratzke. Fast alles müsse improvisiert und kurzzeitig geregelt werden. "Und dann haben wir von diesen Ländern bestimmte Vorstellungen im Kopf." Durch Medien gesteuert und vom Ansatz her oft falsch. "Man muss das alles erleben, man muss das, was es auf der Erde gibt, selbst anschauen, um etwas wirklich zu verstehen."

Während ihrer Reise werden die Beiden im Fond ihres Autos leben auf knapp fünf Quadratmetern Fläche wird es sehr beengt zugehen. Hotelzimmer können sie sich kaum leisten. Obwohl die Menschen in vielen afrikanischen Staaten in bitterer Armut leben, müssen Touristen oft horrende Preise zahlen. Anderthalb Stunden Gorillas anschauen schlagen mit 250 US-Dollar pro Person zu Buche. "Manche meinen, dass nur Masochisten zu Afrikafahrern taugten," spaßt Spaeth. "Viel Geld für Null Leistung."

Dennoch hofft er, mit etwa 30 000 bis 40 000 Mark pro Person während der Reise hinzukommen. Zumindest in nordafrikanischen Staaten haben Späth und Fratzke schon einige Erfahrungen sammeln können. Er war vor zehn Jahren schon einmal zu einer Durchquerung aufgebrochen. Die beiden Lada, mit denen er und seine Kumpel aufgebrochen waren, blieben allerdings irreparabel liegen. Späth versuchte mit einigen Schweizern weiter nach Süden zu kommen. Zehn Kilometer hinter der Landesgrenze von Zaire wurden sie von belgischen Soldaten gestoppt und zurückgeschickt. Es herrschte Krieg im Land, Jeder Schritt weiter hätte der letzte sein können.

Später bereiste er Libyen, das er für eines der sichersten Länder der Welt hält. Mit Sabine Fratzke durchstreifte er den Süden Algeriens, wo ihnen viele "nette, hilfsbereite und aufgeschlossene" Menschen begegnet sind. Und sie genossen die Landschaft und die Natur. "Hunderte Kilometer nach allen Seiten kein anderer Mensch, wo sonst findet man noch so etwas."