Sonntag Aktuell - Ulm und Neu-Ulm
Ausgabe vom 20.07.2003
TRANSAFRIKA
Zu Gast bei Rebellen
im Südsudan
Eineinhalb Jahre lang ein Jeep als Zuhause
Eineinhalb Jahre
im Jeep
durch Afrika
Eine Kamera und zwei Wagemutige
Doppelt durch Afrika
Mit Pygmäen auf die Jagd
Globetrotter bald wieder da
Der lange Weg zurück
Ulmer am Südkap
Bei den Elefanten im Tschad
Einmal Südkap
und zurück

GLOBETROTTER
Kraft aus der Einsamkeit der Wüste

Treff der Ulmer Globetrotter - das sind zwei Dutzend Männer und Frauen zwischen 30 und 70

Kraft aus der Einsamkeit der Wüste

In einem sind sich die Ulmer Afrikafahrer einig: Zurzeit scheint es wenig ratsam, zu einem Sahara-Trip aufzubrechen. In fast jedem Anrainerstaat gibt es Probleme. Einmal im Monat treffen sie sich zum Stammtisch, fachsimpeln und halten sich auf dem Laufenden.

JÜRGEN BUCHTA

Nein, diese Autos, die vor dem "Bräustüble" in der Magirusstraße stehen, gehören nicht den Stammgästen. Ältere, doch äußerst robuste Geländewagen und Kleintransporter sind am Straßenrand geparkt. Autos, die einige hunderttausend Kilometer auf den Achsen haben und ausgerüstet wurden, um Wüsten zu durchqueren.

Genau das haben die zwei Dutzend Männer und Frauen im Alter zwischen 30 und 70 Jahren, die am langen Tisch im Freien zusammenhocken, auch getan. Die einen schon häufig. Sie haben ihre Urlaube in der Libyschen und der Nubischen Wüste verbracht. Andere sind jahrelang nach Algerien und Niger, nach Mali und in den Tschad gefahren, um die Einsamkeit der Sahara zu erleben und in sich aufzusaugen. Um Kraft zu tanken für die Aufgaben zu Hause. Um die Felszeichnungen mit eigenen Augen zu sehen, die längst verschwundene Kulturen in den schroffen Gebirgen hinterlassen haben. Um steinzeitliches Gerät zu sammeln, das an einigen Stellen tausendfach im Wüstensand zu finden ist. Die anderen, die Jüngeren, haben ihren Spaß daran, durch nicht endende Sanddünen zu düsen.

Gerd Ettler aus Senden war schon 13 Mal in Ägypten. Seit Ende der 70er Jahre hat er jeden Urlaub in der großen nordafrikanischen Wüste verbracht und alle Länder dort bereist außer Mauretanien. Damit sie sich mit den Menschen dort problemlos verständigen können, hat seine Lebensgefährtin sogar Arabisch gelernt.

Ettler war vor zwei Jahren Mitbegründer des Treffs. Das kam so. Ettler deckte sich beim Reiseausrüster "Lauche & Maas" ein, für den auch Markus Linse gearbeitet hat. Die beiden kamen ins Schwätzen. Sie fragten sich, wie viele Leute es in Ulm und Umgebung wohl gibt, die Spaß an solchen Touren finden. Schon war die Idee des Stammtischs geboren. Niemand warb für diese Treffen. Wer zum ersten Mal kommt, hat vom Hörensagen davon erfahren. Von anderen, die schon dabei saßen. Dennoch ist der Kreis derer, die sich mehr oder weniger regelmäßig zusammenfinden, auf mittlerweile 50 angewachsen.

Vor einem Vierteljahr im "Daily" zur Weltreise aufgebrochen


"Wo stecken eigentlich Markus und Tanja?", fragt einer aus der Runde. Stammtisch Mitbegründer Markus Linse, 36, und die Kauffrau Tanja Günther, 31, sind vor einem Vierteljahr zur Weltreise aufgebrochen. Anderthalb Jahre soll ihre Fahrt im geländegängigen Iveco Daily Bus dauern, den sie zum Wohnmobil umgebaut haben. Durch Südosteuropa sind sie nach Sibirien bis nach Wladiwostok gefahren. Dort haben sie nach Australien übergesetzt. Die beiden sind nicht die einzigen auf großer Tour. Ein Radler, an dessen Namen sich keiner genau erinnert, will Afrika durch queren. Seit Monaten hat er nichts mehr von sich hören lassen. Und Michel, der die 70 längst überschritten hat. Ein Globetrotter hat Michel unlängst in Äthiopien getroffen und diese Nachricht per Internet verbreitet. Am Stammtisch macht man sich Gedanken. "Den Michel erkennt keiner seiner Enkel mehr, so lange ist der schon unterwegs."

INFO
Die Globetrotter-Treffen sind an jedem zweiten Mittwoch im Monat in der Gaststätte "Im Bräustüble", Magirusstraße 44, um 20 Uhr.
In welches nordafrikanische Land würden sie heute fahren? Ratlosigkeit. Wegen der Gefahren und der Schwierigkeiten, überhaupt hinzukommen, scheiden der Sudan, der Tschad und die Westsahara aus. In Algerien sitzen noch immer 15 Touristen in Geiselhaft. Durch Agypten kommt man nur im Konvoi, begleitet von bewaffneter Polizei. Auch Libyen, das Wüstenfahrer-"Paradies" der 90er Jahre, schottet ab. Verlangt plötzlich immense Visumgebühren und, was als noch lästiger empfunden wird, die ständige Begleitung durch einen teuren Führer. Wo werden sie also ihre nächsten Urlaube verbringen, die Ulmer Wüstenfahrer? "Ich hab' einen Onkel in Kanada", sagt einer. "Der wird 60. Da muss ich mich mal blicken lassen." Eine andere "will endlich die Länder um die Ostsee kennenlernen". Nur einer der Jungen hat schon den März im Visier - "Dann geht's nach Marokko zur Tuareg-Rallye. Zehn Tage voll Stoff durch die Wüste Ist das nicht herrlich?"