Neu-Ulmer
Zeitung und www.nuz.de Ausgabe vom 22.11.2003 |
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Eineinhalb Jahre lang ein Jeep als Zuhause Ulmer Paar lässt Afrika-Abenteuer im Diavortrag Revue passieren Ulm (arin). Im Mai sind sie zurückgekehrt, bis Oktober haben sie 4500 Dias gesichtet. Jetzt zeigen die beiden Ulmer Abenteuer-Touristen Bernd Spaeth und Sabine Fratzke bei Diavorträgen, was sie in den eineinhalb Jahren Afrika-Expedition alles erlebt haben. Der erste Abend am Donnerstag im Roncalli-Haus stieß auf großes Interesse.
Als Einschränkung empfanden die beiden im nachhinein das knapp bemessene Budget. „Wir hatten die Reise mit 1200 Dollar im Monat kalkuliert“, erinnert sich Sabine Fratzke. „Das hat auch in Afrika nicht zu einem luxuriösen Leben gelangt.“ Oft haben die beiden auf dem Markt um den Preis von Bananen gefeilscht, damit sie das finanzielle Limit nicht überschreiten. Auch um den Preis von Campingplätzen, die es erstaunlicherweise auf dem schwarzen Kontinent gibt, handelten die beiden um ein oder zwei Dollar. Abreise noch in der D-Mark-Ära Apropos Geld: Bernd Spaeth und Sabine Fratzke verließen die Münsterstadt in der D-Mark-Ära, um bei Heimkommen die erste Flaschenmilch mit Euro zu bezahlen. Dass alles teurer geworden sei in der Heimat, erfuhren sie brandaktuell in den Internet-Cafés, die es inzwischen in vielen afrikanischen Großstädten gibt. Im Internet-Café wurden den Reisenden auch die Anschläge auf das World Trade Center bekannt. „Wir warteten erst einmal ein paar Tage ab, was passieren würde“, erinnert sich Bernd Spaeth, der ihre Reise durch überwiegend muslimische Länder schon gefährdet sah. Da der Konflikt in Afghanistan ausgetragen wurde, entschieden sich die beiden zum Weiterfahren. Mit einem weißen Toyota-Jeep, ausgerüstet mit Vorhängeschlössern gegen Diebstahl, durchstreiften die Ulmer Globetrotter den afrikanischen Kontinent, um in Südafrika wieder den Rückweg über Äthiopien, Saudi-Arabien, Jordanien und Syrien anzutreten. In Saudi-Arabien erfuhren Bernd Spaeth und Sabine Fratzke erstmals auf der Sahara-Plattform von den vermissten Fahrern in der algerischen Wüste. „Ein Bekannter von uns fehlte auch“, erinnert sich Sabine und lässt die Tage Revue passieren, an denen sie im Internet half, Suchlisten zu erstellen und mit anderen Afrika-Fahrern zu checken, wer wen zuletzt wo gesehen hat. Für Bernd Spaeth ging mit dem Geisel-Drama eine Ära zu Ende. „Wir sind zehn Jahre lang in die algerische Wüste gefahren“, schwärmt er. „Jetzt ist damit erst einmal Schluss, zu riskant.“ Trotz der Anstrengung hat es sich für beide gelohnt. „Wir haben einen anderen Horizont nach dieser Reise.“ Das Jammern auf hohem Niveau, wie sie es bei ihrer Rückkehr im Mai 2003 vorgefunden haben, kann Sabine Fratzke nicht verstehen. „Wir haben gesehen, wie sich Menschen in Äthiopien wegen eines Körnchens gebückt haben.“ Die beiden haben gelernt, sich auf’s Wesentliche zu konzentrieren. „Wir haben erlebt“, sagt Bernd Spaeth, „dass man keine große, schöne Wohnung braucht, um zufrieden zu sein.“ |
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