Neu-Ulmer Zeitung und www.nuz.de
Ausgabe vom 22.11.2003
TRANSAFRIKA
Zu Gast bei Rebellen
im Südsudan
Eineinhalb Jahre lang ein Jeep als Zuhause
Eineinhalb Jahre
im Jeep
durch Afrika
Eine Kamera und zwei Wagemutige
Doppelt durch Afrika
Mit Pygmäen auf die Jagd
Globetrotter bald wieder da
Der lange Weg zurück
Ulmer am Südkap
Bei den Elefanten im Tschad
Einmal Südkap
und zurück

GLOBETROTTER
Kraft aus der Einsamkeit der Wüste

Eineinhalb Jahre lang ein Jeep als Zuhause

Ulmer Paar lässt Afrika-Abenteuer im Diavortrag Revue passieren

Ulm (arin).
Im Mai sind sie zurückgekehrt, bis Oktober haben sie 4500 Dias gesichtet. Jetzt zeigen die beiden Ulmer Abenteuer-Touristen Bernd Spaeth und Sabine Fratzke bei Diavorträgen, was sie in den eineinhalb Jahren Afrika-Expedition alles erlebt haben. Der erste Abend am Donnerstag im Roncalli-Haus stieß auf großes Interesse.

Die Ulmer Abenteuerer Sabine Fratzke und Bernd Spaeth ....
Bild: pirvat
81000 Straßenkilometer, 19 Monate Leben im Jeep, Elefantenherden beim Aufwachen, gewagte Streifzüge durch den Busch: Wer beneidete die beiden 36-jährigen Globetrotter nicht um die Erfahrungen, die sie bei ihrer Expedition durch den afrikanischen Kontinent gemacht haben. Was ihnen am besten gefallen hat: Großwild, zum Greifen nahe, traumhafte Wüstenseen, unberührte Landschaft und haarige Fahrten auf staubiger Piste. Bernd Spaeth schwärmt noch heute vom „Bilderbuch-Afrika“, wie er und Sabine Fratzke es erlebt haben. Doch nicht alles war ein Zuckerschlecken bei dieser spannenden Fahrt Ulm - Südafrika und zurück. „Vordergründig hatten wir alle Freiheit der Welt, doch letztlich waren wir in vielem festgelegt“, verweist Spaeth auf die stressige Suche nach Wasser und Sprit. Auch der eng gesteckte Zeitplan und die undurchsichtigen Einreisebestimmungen machten aus dem Urlaub manchmal Schwerarbeit.

Als Einschränkung empfanden die beiden im nachhinein das knapp bemessene Budget. „Wir hatten die Reise mit 1200 Dollar im Monat kalkuliert“, erinnert sich Sabine Fratzke. „Das hat auch in Afrika nicht zu einem luxuriösen Leben gelangt.“ Oft haben die beiden auf dem Markt um den Preis von Bananen gefeilscht, damit sie das finanzielle Limit nicht überschreiten. Auch um den Preis von Campingplätzen, die es erstaunlicherweise auf dem schwarzen Kontinent gibt, handelten die beiden um ein oder zwei Dollar.

Abreise noch in der D-Mark-Ära

Apropos Geld: Bernd Spaeth und Sabine Fratzke verließen die Münsterstadt in der D-Mark-Ära, um bei Heimkommen die erste Flaschenmilch mit Euro zu bezahlen. Dass alles teurer geworden sei in der Heimat, erfuhren sie brandaktuell in den Internet-Cafés, die es inzwischen in vielen afrikanischen Großstädten gibt. Im Internet-Café wurden den Reisenden auch die Anschläge auf das World Trade Center bekannt. „Wir warteten erst einmal ein paar Tage ab, was passieren würde“, erinnert sich Bernd Spaeth, der ihre Reise durch überwiegend muslimische Länder schon gefährdet sah. Da der Konflikt in Afghanistan ausgetragen wurde, entschieden sich die beiden zum Weiterfahren. Mit einem weißen Toyota-Jeep, ausgerüstet mit Vorhängeschlössern gegen Diebstahl, durchstreiften die Ulmer Globetrotter den afrikanischen Kontinent, um in Südafrika wieder den Rückweg über Äthiopien, Saudi-Arabien, Jordanien und Syrien anzutreten.

In Saudi-Arabien erfuhren Bernd Spaeth und Sabine Fratzke erstmals auf der Sahara-Plattform von den vermissten Fahrern in der algerischen Wüste. „Ein Bekannter von uns fehlte auch“, erinnert sich Sabine und lässt die Tage Revue passieren, an denen sie im Internet half, Suchlisten zu erstellen und mit anderen Afrika-Fahrern zu checken, wer wen zuletzt wo gesehen hat. Für Bernd Spaeth ging mit dem Geisel-Drama eine Ära zu Ende. „Wir sind zehn Jahre lang in die algerische Wüste gefahren“, schwärmt er. „Jetzt ist damit erst einmal Schluss, zu riskant.“

Trotz der Anstrengung hat es sich für beide gelohnt. „Wir haben einen anderen Horizont nach dieser Reise.“ Das Jammern auf hohem Niveau, wie sie es bei ihrer Rückkehr im Mai 2003 vorgefunden haben, kann Sabine Fratzke nicht verstehen. „Wir haben gesehen, wie sich Menschen in Äthiopien wegen eines Körnchens gebückt haben.“ Die beiden haben gelernt, sich auf’s Wesentliche zu konzentrieren. „Wir haben erlebt“, sagt Bernd Spaeth, „dass man keine große, schöne Wohnung braucht, um zufrieden zu sein.“